Wir schreiben das Jahr 2008. Damals überlegte sich eine Gruppe freier Schauspieler, was man tun könnte. „Wir wollten ein neues frisches Theater auf die Beine stellen. Deshalb haben wir alte Märchen in neues Gewand gepackt“, erinnert sich der künstlerische Leiter Lars Arendt. Dabei stürzten sich die kreativen Köpfe auf Geschichten, die schon so alt waren, dass sie frei bearbeitet werden konnten.
Des Märchens neue Kleider
Mit welchem Fingerspitzengefühl und musikalischem Gespür Märchen wie Dornröschen neu gestaltet wurden, zeigt sich am großen Erfolg. „Wir starteten mit 80 Aufführungen pro Jahr. Heute präsentieren wir 350“, hebt Arendt hervor. Dahinter steckt ein großer organisatorischer Aufwand. Das zeigt sich schon an der relativ kurzen Saison, die nur von Oktober bis April andauert. Das Theater Liberi castet für jede Vorstellung neue Schauspieler. 2008 starteten die Ideengeber mit zwei Teams, heute sind es fünf. „Unsere Idee ist überall positiv aufgenommen worden. Alle waren und sind bis heute begeistert“, sagt Arendt.
Abwechslungsreiche Präsentation
Aus einer sehr guten Idee ist mittlerweile ein großes Unternehmen geworden, die sogar eine eigene Agentur integriert hat. Der Erfolg basiert auf einem tollen künstlerischen Team, das vor allem eine Idee verfolgt. „Wir wollen die alten Werte frisch präsentieren. Figuren wie Pinocchio, Gepetto oder die blaue Fee bleiben selbstverständlich erhalten. Wir verpacken die Geschichten nur in die Sprache, die die Kinder heute sprechen“, sagt Lars Arendt.
Pinocchio hatte 2017 Premiere und ist in diesem Jahr mit zwei unterschiedlichen Ensembles unterwegs: „Das ist immer wieder spannend, weil unsere Schauspieler die Figuren unterschiedlich interpretieren.“
Pro Aufführung werden auch 13 Songs gespielt. Das Schöne daran ist, dass unterschiedliche Musikrichtungen miteinander verbunden werden. So entsteht eine bunte, sehr feinfühlige Mischung. „Trotz der Lieder bleibt der Text in allen Stücken aber erhalten“, so Arendt. Dieser Abwechslungsreichtum ist es auch, der nicht nur den Nachwuchs, sondern alle Generationen anlockt.
Angesichts dieser Vielfalt ist es auch kein Wunder, dass das Bochumer Kindertheater nicht nur national gefragt ist. „Mittlerweile sind wir pro Saison in 350 Städten zu Gast. Wir spielen eigentlich nur in Räumen, die Theateratmosphäre besitzen“, so Arendt. Auch, wenn die Künstler immer auf der Bühne bleiben und nicht in den Saal gehen, springt der Funke stets schnell über. So entwickelt sich für alle ein unvergessliches Erlebnis.
Das Gespräch führte Uli Kaiser im September 2018 im Auftrag des KULTUR+KONGRESS FORUM ALTÖTTING.